„Künstler und Verbrecher sind Weggefährten. Beide verfügen über eine verrückte Kreativität, beide sind ohne Moral, nur getrieben von der Kraft der Freiheit“
Joseph Beuyes

Kunst im Knast

In der Justizvollzugsanstalt Nürnberg wurde 2003 eine Kunstgruppe, speziell für Häftlinge in Untersuchungshaft gegründet. Seitdem treffen sich einmal wöchentlich rund zwölf Gefangene und ihre Betreuer in einem Kunstraum, der für das Projekt im Gefängnistrakt eingerichtet wurde. Dort sprechen sie über Ideen und Gedanken und deren künstlerische Umsetzung. Nach den gemeinsamen Sitzungen, wenn sich die Haftzellen wieder schließen, geht die kreative Arbeit weiter. Das Ergebnis sind beeindruckende Bilder, die hier vorgestellt werden. 

Innenansichten

Die Zeit in der Untersuchungshaft ist geprägt von Ungewissheit, Einsamkeit und Langeweile. Gerade in dieser Situation ist es nötig, den Häftlingen eine Möglichkeit zu bieten, ihre Eindrücke in der Haft zu verarbeiten. Seit über zehn Jahren bietet die Kunstgruppe der Untersuchungshaft der Justizvollzugsanstalt Nürnberg den Gefangenen diesen Freiraum. Die Kunst soll den Häftlingen vor allem einen Anstoß dazu geben, das eigene Verhalten zu reflektieren und die Antwort auf das „Warum“ zu finden. Kunst und Kreativität ist dabei eine der ganz wenigen Möglichkeiten der Inhaftierten, sich frei zu entfalten – und sich für einen Augenblick vielleicht auch so zu fühlen. „Durch die Kunst sollen die Gefangenen lernen eigenverantwortlich zu handeln, um stabiler im Leben zu stehen. Viele haben in ihrem Leben noch nie echte Wertschätzung für ihre Leistungen erfahren. Die Bilder sind daher für alle sichtbare Erfolgserlebnisse von Gefangenen, denen die Gesellschaft diese Leistung so nicht zutrauen würde“, sagt Sabine Schnee, Betreuerin der Kunstgruppe in Nürnberg.

Der Künstler Helmut blickt zurück auf die Anfänge der Kunstgruppe in der Untersuchungshaft

Meine Therapie war die Kunstgruppe.
Es ist zwar schon über zehn Jahre her, aber ich will erzählen, wie die Kunstgruppe mit Kraft gegeben hat und noch heute in der Freiheit gibt.

Wer in Untersuchungshaft sitzt hat natürlich meiste eine Straftat begangen. In der Einzelzelle beginnt dann die Grübelei. Die Gerichtsverhandlung steht bevor, deren Ausgang oft ungewiss ist.
Die schlimmste Strafe für mich in dieser Zeit war die Langeweile. 

Da fragte mich Pfarrer Frank Baumeister, ob ich an der Kunstgruppe teilnehmen möchte. Einmal wöchentlich traf ich mich mit der Gruppe. Wir sprechen dort über unsere Sorgen und Probleme. Danach richten sich anschließend die Themen unserer Bilder. 

Gemalt und gezeichnet haben wir in unserer Zellen. Die Ergebnisse besprachen wir dann in der Gruppe. 

Viele Häftlinge haben nie gelernt Emotionen zu zeigen. Beim Malen ist das anders.

Plötzlich war ich nicht mehr der nutzlose Verbrecher, sondern hatte auch eine sensible Seite und wurde dafür sogar gelobt.
Einige Bilder meiner Kollegen waren richtige Meisterwerke!

Ich male auch heute noch - lange nach meiner Entlassung aus dem Gefängnis.

gez. Helmut